Das Interview mit Florian Schöbinger

Florian, seit du den TVB 2016 verlassen hast, ist viel passiert. Mittlerweile lebst du in San Francisco. Wie bist du in den USA gelandet?

Es war eigentlich immer der gemeinsame Traum von meiner Frau und mir, irgendwann mal im Ausland zu arbeiten und zu leben. Ende letzten Jahres kam dann die Möglichkeit auf für Kärcher ins Silicon Valley zu gehen. Solche Chancen bekommt man nicht oft, weshalb wir unsere ursprünglichen Pläne über den Haufen geworfen haben und es Anfang Juli für mich losging. Zunächst noch ohne meine Frau, aber nach Weihnachten werden wir unseren Traum gemeinsam leben.

 

Was ist der größte Unterschied zwischen Deutschland und den USA aus der Sicht eines Menschen, der in beiden Ländern schon gelebt hat?

Auf den ersten Blick sind es die kleinen Dinge, die den Unterschied machen, beispielsweise die breiteren Straßen, die größeren Parkplätze oder einfach die größeren Packungen im Supermarkt. Aber auch wichtige Dinge, wie Krankenversicherung und soziale Absicherung funktionieren anders als in Deutschland. Der größte Unterschied liegt allerdings in den Menschen selbst. Das Wertesystem in den Staaten unterscheidet sich doch schon gravierend von unserem. Während wir Deutschen, beispielsweise was Planungen angeht, sehr detailversessen sind, herrscht hier eher die „easy going“-Variante.

 

Den Handball hast du aber trotz deiner neuen Heimat nicht aufgegeben?

Doch, eigentlich schon. Ich hatte bereits meine gesamte Handballausrüstung verschenkt oder entsorgt. Der Handball hat mein Leben über sehr lange Zeit geprägt, aber auch bestimmt. Für mich war der Umzug ins Ausland also die perfekte Möglichkeit einen Schlussstrich zu ziehen. Daher hatte ich auch nicht vor hier handballerisch aktiv zu sein. Als es dann darum ging ein soziales Umfeld aufzubauen, bin ich über Facebook auf die San Francisco CalHeats gestoßen und habe direkt Kontakt aufgenommen. Mir ging es dabei gar nicht so sehr um den Handball an sich – viel wichtiger waren Themen wie Kameradschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl, die einem nach über 20 Jahren Mannschaftssport fehlen. Von daher bin ich ganz froh, dass ich hier durch den Handball mit super Typen aus der ganzen Welt zusammengekommen bin.

 

Die Süddeutsche Zeitung schrieb in einem Artikel, dass viele Amerikaner Handball überhaupt nicht kennen. Ist der Sport in den Staaten wirklich so unpopulär?

Ja! Viele denken bei Handball zunächst an ein Spiel, bei dem man einen kleinen Ball mir der Hand gegen die Wand schlägt. Dieses Spiel wird vor allem in Gefängnissen gespielt.

 

Woran liegt das? Was macht Deutschland in Sachen Handball besser als die USA?

Die USA hat mit American Football, Basketball, Baseball und Eishockey vier traditionelle Sportarten, welche die Sportlandschaft in den USA dominieren und denen die meiste Aufmerksamkeit zukommt. Selbst Wasserball und Lacrosse sind deutlich populärer. In Deutschland ist Handball nach dem Fußball die Mannschaftssportart Nummer zwei. Es gibt flächendeckend Vereine, sodass auch die breite Masse Zugang zu dieser Sportart bekommt. Hinzu kommt, dass in Deutschland die mediale Aufmerksamkeit in den letzten Jahren zugenommen hat. Das alles ist in den USA nicht gegeben, weshalb Handball hier nur eine Randsportart ist und wahrscheinlich auch immer bleiben wird.

 

Nachdem du den TVB verlassen hast, bist du zum Drittligisten HC Oppenweiler gewechselt. Ist das Niveau in der dritten Deutschen Liga höher als das in der ersten Liga in den Staaten?

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier keine richtige Liga. Hierfür sind die Entfernungen einfach viel zu groß. Über das Jahr verteilt, finden allerdings verschiedene Turniere statt, durch die man sich dann für die US Nationals im Mai qualifizieren kann. Wir hatten beispielsweise Ende Oktober unser erstes Turnier in Chicago, bei dem wir gleich den ersten Platz belegen konnten. An das Niveau der Dritten Liga kommt es definitiv nicht heran, wobei es den ein oder anderen Spieler gibt, der dort mit Sicherheit spielen könnte.

 

Was fehlt dir am meisten an Deutschland?

Am meisten fehlen mir tatsächlich die Menschen, also meine Freunde und Familie. Aber dank den modernen Kommunikationsmöglichkeiten ist es heute relativ einfach Kontakt zu halten.

 

Verfolgst du noch regelmäßig die Deutsche Handball-Bundesliga und den TVB Stuttgart?

Ich halte mich, was die Ergebnisse angeht, schon auf dem Laufen und verfolge natürlich alles was den TVB angeht etwas intensiver. Allerdings habe ich diese Saison noch kein Spiel gesehen.

 

Wie siehst du die Entwicklung beim TVB?

Wie gesagt, ich habe dieses Jahr noch kein Spiel gesehen und tue mich daher mit einer Beurteilung schwer. Ich denke die Siege zuletzt gegen Hannover und Berlin war extrem wichtig für die Mannschaft und den Trainer, um die schwierigen, anstehenden Aufgaben mit frischem Selbstvertrauen angehen zu können. Wichtig wird sein, dass der TVB in absehbarer Zeit den nächsten Schritt macht und sich im Mittelfeld der Liga etabliert.

 

Ist in naher Zukunft ein Besuch in der Heimat schon geplant? Wir würden uns freuen dich dann bei einem Heimspiel willkommen heißen zu dürfen!

Ich werde sowohl im November, als auch über Weihnachten nochmal kurz in Deutschland sein. Am 26.12. werde ich dann auch endlich mal wieder ein Spiel anschauen können.

 

 

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